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  • AutorenbildMiaMint

Mensch



1001 Menschen auf unserem Stuhl.

1001 Geschichten.

1001 gefüllte Rucksäcke.

Menschsein ist eine Aufgabe mit 1001 Facetten.


In unserem Beruf darf man viel darüber lernen. Man darf kritische Fragen stellen, und wiederum den selben ausweichen. Von Neuem taucht man in einen galaktischen Kosmos ein, mit jedem einzelnen Menschen auf dem Stuhl. Man macht angehauchte Lehrgänge in die jeweiligen Berufsgruppen, Hobbies und Glaubenssätze der jenen. Man tauscht Ansichten miteinander aus, die manchmal weit voneinander auseinanderliegen. Es ist und bleibt spannend, jeden Tag mit so vielen verschiedenen Menschen in Verbindung zu kommen. Ich denke es macht etwas mit einem, sich selbst eine ganze Stunde im Spiegel gegenüber zu sitzen.

Wann macht man das sonst schon..? Man ist mit sich selbst konfrontiert. Meist bringt das eine feine Seite in einem hervor, dazu dann noch die Coiffeuse die in Berührung mit dem Kopf ist.

Es wird persönlich.

Man lernt Menschen, ihre Mimik, ihre Körpersprache, die Farbe ihrer Stimme zu lesen. Man eignet sich ein beachtliches Wissen an Menschenkenntnissen an. Man weiss schon viel schneller mehr über die Person die einem gegenüber sitzt, als das gesprochene Wort tatsächlich verrät. Ich denke eigentlich das wir alle mit diesem Know - How ausgerüstet sind. Aufmerksames Zuhören, sich Zeit nehmen, auf jemanden eingehen, urteilsfrei zu bleiben. Es entstehen die schönsten Geschichten so. Geheimnisse werden einem anvertraut, Privates erzählt. Dies gilt es, mit bessonderer Behutsamkeit zu empfangen. Ich stelle mir immer ein Schatztrückchen für jeden einzelnen Kunden in meinem Geiste vor, unterschiedlich geschmückt, unterschiedlich gross. Wenn mir dann etwas anvertraut wird, von dem ich denke es sei privat und persönlich, öffne ich das imaginäre Trückchen und verstaue es dann dort hinein. Als ob es ein kostbarer Schatz wäre, was es in jenem Moment irgendwie auch ist.

Menschen interessieren mich.

Arbeitet man aufrichtig mit seinem roten Pochendem, sprich nicht nur die Standartfloskeln bereit hält und von sich gibt, halbherzig seiner Arbeit Dinge tut.

Sich jedoch aufrichtig auf sein Gegenüber einlässt, dabei bleibt, aktiv zuhört und mit offenem Herzen da ist, kann das auch sehr herausfordernd für einem selbst sein. Denn wenn man nicht lernt auf seinen Energiehaushalt zu achten, ihn zu schützen, wird es schnell sehr energieraubend. Sich einlassen in das Universum vom Gegenüber, sich aber nicht darin aufzulösen. Gutes zu geben, sein Gutes nicht zu verlieren. Dies ist ein Seilgratakt, welcher immer wieder ausgependelt werden muss.

Gelingt einem das, ist es sehr erfüllend.

Nach einem vollen Arbeitstag, nach neun bis vierzehn wertvollen Perlen auf meinem Kundenstuhl, nach vielen Geräuschen und Gerüchen, nach keiner Zeit auf die Toilette zu gehen, nach

"der Teekrug den ich mir am Morgen prophylaktisch vorbereitet hatte" ist immer noch zur Hälfte gefüllt, nach Tücherwaschen, Kaffee vorbereiten, putzen, Farben mischen, Kopfmassagen, Beratungsgespräche führen, Telefone entgegen nehmen, Mails beantworten, Termine vereinbaren. Nach all dem kommen als erstes die Grundbedürfnisse zurück, Toilette, Hunger, Durst. Wenn das erledigt ist, bleibt Watte im Kopf zurück, weiche, weisse Watte, weisses Rauschen.

Für gewöhnlich braucht es nicht lange bis sich dieser Zustand

wieder neutralisiert hat. Das ist gut so, denn am nächsten Morgen bist du wieder klar in deinem Verstand und deinem Herzen, um deiner Arbeit wieder gelöst und gekräftigt entgegenzutreten.

Yoga hilft, Sport im Allgemeinen, manchmal dann aber auch einfach ein herzhafter Kebab, ein Glas Rotwein und gut ist mit dem Energiehaushalt.

Am Ende vom Tag, ist es schön Mensch zu sein.

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