Ja es gibt sie.
Die Dinge die ich nicht mag. Ich finde, sie verdienen hier diesen Platz um sie einmal laut aufzuschreiben. Die ewige Optimistin, die ich bin, listet Dinge auf, die ihrem Optimismus nicht hold sind. Zugegeben, es sind triviale Dinge, was wiederum schön ist, da ich in diesem Fall zu den wenig Privilegierten auf unserem Planeten gehöre die sich über Dinge nerven darf wie die folgende Wohlstandsproblematik..
Es gibt vieles, das ich gut finde, was wir im 2022 haben, tun und lassen können. Der technische Fortschritt, der mich manchmal selbst überholt und überrundet.
Was mich daran traurig bis passiv aggressiv stimmt, ist dass wenn ich mich zum Beispiel mit einem technischen Problem im Geschäft konfrontiert sehe, welches es zwingend zu lösen gilt, ich nun weiss welch langen, steinigen Weg ich zu gehen habe.
Mutig, unerschrocken zum Hörer greifend, die Servicehotline kontaktiere um mir helfen zu lassen. Da ich ja extra das "Plusabo" für nur sieben Franken mehr im Monat gelöst habe, welches mir dafür technischen Support verspricht um in schweren Zeiten für mich da zu sein .
Zurück,
wir befinden uns also am Telefon.
Es begrüsst mich eine freundliche Computerstimme, die mich auffordert die Taste eins für Deutsch zu wählen, sofern dies die Sprache ist die ich sprechen möchte, optional hätte ich auch noch drei weitere Möglichkeiten. Das finde ich ja schon mal fortschrittlich und gut. Ich presse Taste eins. Obwohl pressen wohl nicht richtig ist, da ich ja meinen Finger nur sanft auf das Glas meines
I-Phones halte.
Nun komme ich ins nächste Menu, das mich auffordert zu wählen um welche Art Problem es sich handelt. Nun ja, das ist schon okay, aber wo soll ich es einstufen, es gibt wieder etwa vier Auswahlmöglichkeiten um das Problem einzukreisen, es zu klassifizieren. Ich entscheide mich für die Taste zwei. Nicht hundert Prozent sicher, aber es scheint mir am ehesten zu passen. Ich werde die ganze Zeit zuverlässig von der Computerstimme begleitet. Im nächsten Schritt wird's komplexer, denn nun muss ich das Problem noch spezifischer einstufen, ich entscheide mich für Taste drei.
Es erklingt erfrischend rauschende Musik, eine männliche Computerstimme die mir freundlich sagt, dass sich leider gerade alle Mitarbeiter in einem Gespräch befänden.
Ich warte.
Im Wechselspiel zwischen Musik und der männlichen Computerstimme warte ich also am Apparat.
Das macht mir nichts aus, denn ich habe viel Zeit während eines Arbeitstages und muss sonst wirklich gar nichts wichtiges erledigen. Ja und wer hier jetzt sagt, ruf doch nach deinem Arbeitstag oder Samstags an, den muss ich enttäuschen. Dann ist mein sieben Franken plus Abo nichtig, denn dann ruf ich ausserhalb der Geschäftszeiten an
Ich warte.
Endlich, eine menschliche Stimme, der ich mein Problem schildere.
Der Mann ist freundlich, wie auch die Computerstimmen zuvor. Weist mich darauf hin, dass ich hier am falschen Ort sei und verbindet mich sofort mit der richtigen Stelle.
Ich wollte ihm noch einen schönen Tag wünschen, aber da ist auch schon wieder die scherbelnde Musik in meinem Ohr, mit der mir schon vertrauten Computerstimme von zuvor. Ich solle mich gedulden, da gerade alle Mitarbeiter besetzt wären.
Ich bleibe wartend.
Die nächste menschliche Stimme.
Eine Frau.
Auch ihr erkläre ich mein Problem.
Sie meint; Das können wir hier nicht lösen, sie müssen sich mit der Abteilung C verbinden.
Sie gibt mir eine Nummer durch, die ich mir aufschreibe.
Ich bedanke mich und beende das Gespräch.
Das selbe in Grün.
Warteschlaufen, Auswahlverfahren, Computerstimmen, menschliche Stimmen.
Meine nächste Anweisung lautet; Wenden sie sich unter dieser Mail an "diese Stelle".
Ich schreibe mir die Mailadresse säuberlich auf, bedanke mich und verabschiede mich.
Nun schreibe ich eine Mail mit meinem Problem an genannte Mailadresse.
Es kommt im Nu eine automatisch generierte Antwort zurück, in der es heisst; Vielen Dank für ihre Anfrage, es dauert drei bis fünf Werktage bis wir uns bei ihnen melden.
Ich könnte noch fröhlich weiter tippen und die Geschichte weiter erläutern. Das tu ich nicht, denn es langweilt.
Was mir fehlt, ist ein Anruf zu tätigen, einen Mensch am Apparat zu haben, der mit mir einen Termin vereinbart um dann direkt vor Ort mit mir das Problem zu beheben. Einen Servicetechniker, ein Mensch der mit seinen beiden Händen arbeitet. Es läuft alles digital, mit Computerstimmen und Wartezeiten, unpersönlich, mein Problem tausendfach verzettelt mit neun verschiedenen Personen besprochen. Das ist natürlich nicht wirklich lösungsorientiert. Mit diesem Fortschritt tu ich mich schwer. Ich kann zur Wutbürgerin mutieren oder ich beginne mich damit zu arrangieren. Mein Mitgefühl gilt den Menschen die älter sind als ich, die nicht mit dieser Technik gross geworden sind. Denn wenns mich schon an den Rand der Verzweiflung bringt, will ich mir gar nicht vorstellen, wie das für unsere Grossmütter und Grossväter sein muss, sich in diesem digitalen Jungle zurechtzufinden.
Amen.
Im Übrigen mag ich auch noch nicht:
- Socken tragen
- Spinnen
- Kühlschrank putzen
- Kleider zusammenlegen
- Magendarmgrippe
- Rassismus
- Homophobie
- Kriege
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